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Seelweckchen

Auf der Mauer der steinernen Brücke, die nahe bei Kloster Veßra über die Schleuse führt, ganz nahe der Stelle, wo sie sich mit der Werra vereint, erblickt man eine Bretzel und „ANNA ARNERTA 1612“ als Wahrzeichen eingehauen. Diese Zeichen sollen ihren Ursprung einem Ereignis verdanken, das zur Sage verklungen ist. Ein junges hübsches Bäckermädchen aus Themar, die einzige Tochter wohlhabender Eltern, wurde mit einem Korb voll Bretzeln und Semmeln nach Veßra geschickt. Da der Korb schwer war, ruhte sich das Mädchen auf der Brückenmauer aus. Vielleicht zog des Korbes Schwere die Jungfrau rücklings nieder, vielleicht tat dies auch der dort wohnende Wassergeist Hackelmärz, genug, sie fand ihren Tod in der Flut. Erst am anderen Tag wurde sie gefunden.

 

Die Eltern ließen alle Jahre am Unglückstag ihrer Tochter Semmeln und Bretzeln an die Schulkinder verteilen und auf der Veßraer Brücke zur Warnung für diejenigen, die schwer belastet vorüber kommen und in ähnliche Gefahr geraten, jene Zeichen in die Mauer einhauen. Im Testament der Eltern des verunglückten Mädchens war der Armen- oder Seelkasse zu Themar eine beträchtliche Summe zugedacht. Die alljährliche Verteilung de Semmeln und Bretzeln unter die Schulkinder bestand lange Zeit. Die Kinder nannten die Semmeln Seelweckchen.

 

Von dieser Brücke heißt es noch, und es ist zum spöttischen Sprichwort geworden: wenn ein Mädchen keinen Mann bekommt, so muss es die Veßraer Brücke scheuern und den Fröschen warme Socken flicken.

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